H Hommage
by Romina Dümler
ZEROs vielfältige künstlerische Hommagen
Eine Hommage, deutet auf jemanden hin, dem oder der man sich verpflichtet oder von dem/der man sich positiv beeinflusst fühlt. Es ist eine öffentliche Huldigung – ein wohlklingender Liebesbeweis.
In den Werktiteln der ZERO-Künstler*innen wimmelt es von Verweisen die, ganz typisch für künstlerische Produktionen, durch die französische Wendung „Hommage à“ ausgedrückt werden. Dieser Beitrag versammelt eine Auswahl solcher ZERO-Arbeiten.
Heinz Mack (*1931) hat viele Werke seinen Kollegen, aber auch Vorbildern aus vergangenen Epochen gewidmet.
Der Kreis, mit dem er sich und seine Werke in Verbindung bringt, reicht vom 17. Jahrhundert bis zu den Zeitgenossen, von Georges de La Tour (1593-1652), über Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Pablo Picasso (1881-1973) bis hin zu Josef Albers (1888-1976).
Der französische Barock-Maler de La Tour wurde dadurch bekannt, dass er mittels einer gemalten Kerze eine dramatische Lichtführung in seinen Nachtszenen erzeugt. Das Kerzenlicht greift Heinz Mack auf und zeigt – oder besser inszeniert – 1960 in der Berliner Galerie Diogenes seine Hommage à Georges de la Tour. 1966 wird er in der Galerie Schmela die Arbeit erneut aufführen.[i] Beide Male erleuchten rund 200 Kerzen, einen mit einer Spiegelfolie ausgekleideten Raum, in dem sich der warme Lichtschein potenziert.
[i] Das Ausstellungsplakat zu „Mack“, in dessen Rahmen die Arbeit präsentiert wurde, ist im Archiv der ZERO foundation, VL Heinz Mack, erhalten. Inv. Nr. mkp.ZERO.1.VII.36.
Manchmal wählt Mack anstelle des französischen „Hommage“ das leichtfüßigere „Gruß an“ als Verweis auf Künstlerkollegen im Geiste – wie im Werk Siehst du den Wind? (Gruß an Tinguely)[i]von 1962 oder Engel des Bösen (Gruß an Aubertin), um 1968.
[i] Sammlung der ZERO foundation, Inv. Nr. mkp.ZERO.2008.16.
Jesús Rafael Soto (1923-2005) referenziert auf die für Yves Klein (1928-1962) typische blaue Farbe – das International Klein Blue –, indem er in seine schwarz-weißen, flimmernden Strukturen ein blaues Quadrat einfügt und damit seine Homage to Yves Klein, 1961, zum Ausdruck bringt.
Günther Uecker (*1930) nimmt in der Hommage à Fontana, 1962, die ovale Form mancher Leinwände Lucio Fontanas auf.
Dessen „Buchi“ (Löcher) werden für Christian Megert (*1936) zum Ausgangspunkt für seine Würdigung an den italienischen Meister, indem er die Leinwand anstelle von tatsächlichen Durchstoßungen, mit Spiegelscherben optisch erweitert.
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Die größte Hommage erweisen jedoch Mack, Piene (1928-2014) und Uecker der Vaterfigur Fontana (1899-1968) gemeinsam, indem sie ihm ihren Beitrag auf der dritten documenta 1964 widmen. Der Lichtraum (Hommage à Fontana) wird in Kassel in einem Dachgeschoss eingerichtet und besteht sowohl aus individuellen lichtkinetischen als auch zwei gemeinschaftlichen Arbeiten. Die beiden Lichtmühlen werden von den drei Künstlern in der Gladbacher Straße erarbeitet: Für die Silbermühle kommt von Piene die Staffelei, Mack steuert Lamellen bei, Uecker übernagelte die Flügel. Die Unterkonstruktion der Weißen Lichtmühlestammte aus einem Lokal in der Düsseldorfer Altstadt. Die Widmung an Fontana ist ihnen wichtig, weil er von offizieller Seite nicht eingeladen worden war, sich an der Schau zeitgenössischer Kunst in Kassel zu beteiligen.[i]
[i] Vgl. „Die Poesie des Dachbodens. Wie aus einem Restraum ein Lichtraum wurde. Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker über ihren documenta-Beitrag im Jahr 1964“, in: Lichtraum (Hommage à Fontana) – Der documenta-Beitrag von Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker 1964, hrsg. von ZERO foundation/museum kunst palast, Düsseldorf 2009, o.S.
So wie den Freunden oder dem väterlichen Mentor Fontana im Titel gedankt wird, so erweist man auch der Kunstweltmetropole der 1960er Jahre die Ehre: New York.
Otto Piene breitet in seinem Lichtballett „Hommage à New York“ [i] von 1966/2016 sein Können aus und beweist wie inspirierend die Stadt auf ihn wirkte.
In einem Diaprojektor arrangiert er handkolorierte Glasdias neben handelsüblichen Fotos von New Yorker Touristenattraktionen und eigenen Aufnahmen des alltäglichen Straßenlebens. Zusammen mit einer Soundspur, die Klänge aus dem Stadtbild wiedergibt, entsteht eine Choreografie aus konkreten Bildern und abstrakten Farb-, Licht und Toneffekten – letztlich eine künstlerische Evokation von New York.
Günther Uecker ist vom New Yorker Broadway fasziniert. Das Theaterviertel in Manhattan mit seinen zahlreichen leuchtenden Billboards beschwört er mit seiner Hommage à Broadway, 1965.
Jean Tinguely schließlich formuliert seine berühmte Homage to New York bereits 1960 im Garten des Museum of Modern Art als ein großes Spektakel, bei dem sich eine Maschine letztlich selbst zerstört.
[i] Sammlung der ZERO foundation, Inv. Nr. mkp.ZERO.2014.28dition 2/3.